Es klingt oft zu schön, um wahr zu sein: Die Hautcreme aus rein natürlichen Zutaten, die für meine Haut nur das Beste ist – das aufgedruckte Label bestätig es. Der Modehersteller, der sich Nachhaltigkeit und Unweltfreundlichkeit auf die Fahne schreibt und in Webekampagnen groß feiert – in Wahrheit aber nur sehr wenige Teile der Kollektion die strengen Anforderungen für Bio-Baumwolle erfüllen. Das Autounternehmen, das mit den neuen Modellen umweltfreundlicher Elektroautos wirbt – und dabei verschweigt, dass die Produktion dieser Fahrzeuge enorme Mengen fossiler Brennstoffe verschlingt.

Dies sind nur drei Beispiele für das sogenannte Greenwashing, eine Taktik, die von Unternehmen und Organisationen verwendet wird, um den Eindruck zu erwecken, dass sie umweltfreundlich und nachhaltig sind, während sie tatsächlich nur oberflächliche Maßnahmen ergreifen oder sogar weiterhin umweltschädliche Praktiken ausüben.

Verbrauchertäuschung inklusive

Das Problem mit Greenwashing ist, dass es Verbraucherinnen und Verbraucher täuscht und zu falschen Annahmen über die Nachhaltigkeit von Produkten und Dienstleistungen führt. Unternehmen nutzen oft vage oder irreführende Begriffe wie „umweltfreundlich“, „nachhaltig“ oder „grün“, um den Eindruck zu erwecken, dass ihre Produkte oder Dienstleistungen umweltfreundlich sind, obwohl sie es tatsächlich nicht sind.

Ein weiteres Problem ist, dass Greenwashing es schwieriger macht, echte umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen zu identifizieren. Verbraucher, die auf der Suche nach nachhaltigen Optionen sind, können durch falsche Behauptungen und Werbung verwirrt werden und am Ende Produkte kaufen, die nicht wirklich umweltfreundlich sind.

EU-Parlament: Green Claims Directive soll Abhilfe schaffen

Das alles hat auch die Europäische Union erkannt und darum eine europaweit geltende Richtlinie entwickelt, die Unternehmen auffordert, künftig genauer auf die Verwendung von nachhaltigkeits- und umweltbezogenen Formulierungen für Marketingzwecke zu achten.

Dies schein auch dringend nötig zu sein, denn nach einer 2020 durchgeführten Studie der EU Kommission waren mehr als 50% der Aussagen, die Unternehmen auf ihren Produkten in Bezug auf Sustainability und Klimaschutz angaben, ungenau oder trügerisch.

Mit europaweit einheitlichen Regeln, die auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und internationaler Standards entwickelt werden, sollen Verbraucherinnen und Verbraucher Gewissheit über die Produktangaben erhalten.

Lobbyarbeit vs. Verbraucherschutz

So weit, so schön. Doch zeigt sich an diesem Gesetzentwurf das Problem politischer Entscheidungen: Wo legen wir den Schwerpunkt unserer Arbeit? Auf die Menschen in Europa als Konsumierende oder die wirtschaftliche Stärkung von Unternehmen? Für eine Entscheidung, gerade für große Fragestellungen wie das Thema Umwelt- und Klimaschutz, spielen viele Einzelfaktoren ein Rolle: nationale Schwerpunkte und Befindlichkeiten, globale Vorgaben, Interessen von NGOs und Wirtschaftsverbänden. Diese alle unter einen Hut zu bekommen und einen für möglichst alle Beteiligten passenden Kompromiss zu erwirken, ist ein Mammutprojekt.

Wo bleibt eigentlich die eigene ethische Positionierung der Unternehmen?

Bei allem sollte eines nicht vergessen werden: Greenwashing ist auch eine ethische Frage. Unternehmen, die Greenwashing betreiben, täuschen bewusst ihre Kunden und tragen damit zu einem falschen Verständnis der Umweltprobleme bei. Ihr Geschäftsgebare kann auch dafür sorgen, dass echte Bemühungen zur Nachhaltigkeit untergraben werden, da sie das Vertrauen der Verbraucher in umweltfreundliche Initiativen und Produkte verringern.

Eine große Verantwortung liegt somit auf den Unternehmen. Wie wollen sie sich aufstellen und zukünftig positionieren? Verbraucherinnen und Verbraucher sind heute aufgrund der digitalen Verfügbarkeit von Informationen aufgeklärter über Sachverhalte (oder können sich diese Informationen leicht beschaffen) und mündiger in der Nutzung dieser Kenntnisse für ihr eigenes Konsumverhalten: Von der Öffentlichkeit nicht-akzeptiertes Geschäftsgebaren eines Unternehmens kann sich somit schnell in der eigenen Wirtschaftlichkeit niederschlagen.

Was also tun?

Im ureigensten Unternehmensinteresse ist folglich, auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden nach Transparenz und nachhaltigem Handeln einzugehen und diese in Einklang zu bringen mit der eigenen Geschäftsfähigkeit. Auf lange Sicht bleiben Unternehmen so konkurrenzfähig und bestehen am Markt.

Wenn die unternehmenseigene Nachhaltigkeitsstrategie steht, gilt es, diese auch den Mitarbeitenden in allen Facetten nahezubringen und durch Schulungen und Trainings ihre Sensibilisierung zu erhöhen. Nur so können sie die Unternehmenswerte auch mit ihrer Tätigkeit intern im Unternehmen und nach außen sichtbar machen.

Mit unserem E-Learning Channel zur Nachhaltigkeit wird das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven für Ihre Mitarbeitenden beleuchtet. Ziel ist eine unternehmensweite Awareness und die Schaffung von Inspiration, um nachhaltig zu handeln. So kann der Aspekt der verantwortungsvollen und nachhaltigen Entwicklung von jedem einzelnen im persönlichen Aufgabenbereich eingebracht werden, ohne Greenwashing zu betreiben.