Über vier Jahre ist die Europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) bereits alt – und trotzdem: Noch immer bereitet sie vielen Unternehmen erhebliche Kopfschmerzen. Denn viele der Vorgaben, welche die Verordnung ihnen auferlegt, um natürliche Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten zu schützen und einen freien Datenverkehr zu ermöglichen, sind alles andere als selbsterklärend. Ob das erklärte Ziel der Verordnung, die Grundrechte und Grundfreiheiten natürlicher Personen, im Besonderen deren Recht auf den Schutz personenbezogener Daten, zu gewährleisten, seit ihrer Inkraftsetzung erfüllt werden konnte, bleibt fraglich. Denn Studien offenbaren: Noch immer besteht in vielen Unternehmen erheblicher Nachholbedarf. So haben lediglich 61 Prozent der deutschen Unternehmen die Anforderungen des Datenschutzes vollständig umgesetzt. Doch warum tun sich viele Unternehmen bei der Umsetzung der DSGVO so schwer? Und wie lassen sich diese Herausforderungen nachhaltig lösen?

Eine Verordnung – viele Probleme

Die Gründe, weshalb in Sachen DSGVO viele Unternehmen nachsteuern müssen, sind vielfältig. Insbesondere die folgenden Aspekte stehen dabei in der Kritik:

  • Unsichere Rechtsauslegung: Noch immer ist die Auslegung der DSGVO nicht abschließend geklärt. Stetig neue Empfehlungen verunsichern Unternehmen und machen die Umsetzung des Datenschutzes zur Dauerbaustelle. Weit über zwei Drittel der deutschen Unternehmen kritisieren diese juristische Unsicherheit. Ganze 77 Prozent sind sogar der Meinung, dass eine vollständige Umsetzung der DSGVO überhaupt gar nicht möglich ist.
  • Fehlende Unterstützung: Wer auf der Suche nach Unterstützung bei der Umsetzung der DSGVO ist, wird beim Kontakt mit den Aufsichtsbehörden nicht selten enttäuscht. So zeigt sich lediglich jedes achte Unternehmen sehr zufrieden mit den angebotenen Hilfestellungen. Insbesondere bei der praktischen Umsetzung scheint es an Unterstützung zu mangeln.
  • Strategische Konflikte: Viele Unternehmen sehen in der DSGVO eine Behinderung ihrer Strategie. Vor allem die Digitalisierung steht dabei im Mittelpunkt. Rund zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland ist davon überzeugt, dass der Datenschutz die Digitalisierung erschwert. Vermeintliche oder tatsächliche Reibungsverluste mit der DSGVO bei strategisch wichtigen Digitalisierungsprojekten tragen dabei nicht zu dessen Popularität bei. So wird die DSGVO nicht selten als Geschäftsverhinderer und Innovationsbremse verstanden. So verwundert es kaum, dass etwa sechs von 10 Unternehmen den Datenschutz in Deutschland für überzogen halten.
  • Mangelnde Awareness: Noch immer fehlt in vielen Unternehmensbereichen das Verständnis für die Bedeutung des Datenschutzes. Wichtig: Jeder Mitarbeitende muss seinen Teil dazu beitragen, personenbezogene Daten zu schützen. Um dies zu gewährleisten, sind übergreifende Awareness-Maßnahmen und praxisnahe Trainings unerlässlich.

Eine Grundlage zur Lösungsfindung schaffen

Obgleich die genannten Probleme nicht abschließend sind, lässt sich festhalten: Die praktische Umsetzung des Datenschutzes gemäß DSGVO bleibt auch Jahre nach ihrer Inkraftsetzung eine Herausforderung. Ungeachtet, wer die bestehenden Hürden zu verantwortet hat, obliegt es den Unternehmen, Lösungen zu finden, um sie zu überwinden. Wichtig ist es dabei, alle Mitarbeitenden und Führungskräfte gleichermaßen abzuholen und Unsicherheiten zu adressieren statt stillschweigend hinzunehmen. Ein offener Umgang mit dem Thema Datenschutz und ein einheitliches Verständnis innerhalb des Unternehmens sind dabei wichtige Grundlagen, um zum Erfolg des Datenschutzes beizutragen und gemeinsame Lösungen für die unternehmerische Praxis zu entwickeln.